In der Welt der Kampfkünste und Energiearbeit gibt es eine faszinierende Verbindung, die oft übersehen wird. Heute möchten wir einen Blick auf die energetischen und spirituellen Aspekte der chinesischen Schwertkünste werfen. Als erfahrene Kung Fu- und Schwertkämpfer haben wir uns intensiv mit der Qi-Energie auseinandergesetzt und sind erstaunt darüber, wie sie in den Schwertkünsten verankert ist. Während meiner Recherchen bin ich auf einige spannende Texte (Quellen sind unten verlinkt) gestoßen, die ich ins deutsche übersetzt und neu lektoriert habe.

Viele Menschen fragen sich, warum Kampfsportarten von Religionen wie dem Buddhismus und dem Daoismus praktiziert werden, die Mitgefühl und Demut lehren. Die Vorstellung von einem kriegerischen Mönch scheint widersprüchlich zu sein, denn in den Köpfen der Menschen sind die Kampfkünste mit Gewalt verbunden. Aber Gewalt ist zunächst ein emotionaler Zustand, bevor sie sich in Handlungen manifestiert. Die Menschen müssen verstehen, dass es möglich ist, völlig ruhig zu sein, aber ein Herz voller Gewalt zu haben. Auf der höchsten Ebene der Praxis ist es auch möglich, ein Schwert mit einem ruhigen und friedlichen Herzen zu führen. Daoistische Kampfkünstler setzen diese Fähigkeiten nur ein, wenn es notwendig ist, um Gewalt zu verhindern oder zu beenden. Die Kampfkünste lehren auch viel mehr als nur, wie man seinen Körper schützt; sie zeigen uns unsere Schwachstellen auf und bringen uns an unsere körperlichen und emotionalen Grenzen. Wenn man Kampfkunst trainiert, lernt man, Wut, Ungeduld, egoistisches Verlangen und Hass beiseite zu lassen. In der Antike besaß jeder Daoist sein eigenes Schwert, das er für Kampfsportübungen, zur Selbstverteidigung oder für rituelle Zwecke verwendete.

In daoistischen Ritualen werden Schwerter oft als symbolische Waffen eingesetzt, um böse Kräfte zu bändigen. Traditionell wurden Schwerter an reisende Daoisten gegeben, um zu symbolisieren, dass sie sich von ihren Bindungen an die materielle Welt trennen. In der daoistischen Qigong-Praxis wird die Energie, die gesammelt und durch den Körper bewegt wird, als Schwert beschrieben, das die Energiebahnen des Körpers öffnet. Das Schwert wird nicht als ein Werkzeug zum Töten von Feinden betrachtet, sondern als Symbol für Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit. Das Ziel der Schwertpraxis im Taoismus ist es, das Schwert zu beherrschen, indem man ein ruhiges Herz und Frieden bewahrt, indem man seine Emotionen kontrolliert. Im Taoismus heißt es, dass das Schwert, das klar benutzt wird, auch ein Symbol für einen klaren Geist ist, und dass die Handhabung des Schwertes immer vom Geist (Shen) begleitet sein muss.

Während der Schwertpraxis macht die leere Hand immer eines der im Taoismus am häufigsten verwendeten Shou Yin (Mudras), indem sie Zeige- und Mittelfinger verbindet. Diese Praxis mit den Fingern wird oft in internen Praktiken als Schutzamulett verwendet und dient auch als Ausgleich, um das Schwert aus dem anderen Arm auszugleichen. Ein weiterer taoistischer Einflusspunkt im Umgang mit dem Schwert kann in seinen Techniken gefunden werden, die im Gegensatz zu anderen Waffen nie über den Kopf hinausgehen. Denn dort liegt der Punkt der Öffnung zum Himmel, besser bekannt als Baihui (hundert Treffen), der sich in der Fontanelle befindet. Ihn zu überschreiten würde bedeuten, die Kommunikation der Kanalverbindung mit der himmlischen Energie zu schneiden oder zu stören. Der taoistische Ansatz für eine korrekte Schwertpraxis besteht darin, die Essenz (Jing) zu trainieren und sie in Energie (Qi) umzuwandeln, die Energie zu trainieren und sie in Geist (Shen) umzuwandeln, den Geist zu trainieren und ihn in Dao umzuwandeln. Wenn Schwert und Geist zu einer Einheit verschmelzen, wird man sich dem Dao leichter nähern.

Text Quellen: übersetzt und neu lektoriert:
https://ymaa.com/articles/daoism-and-the-sword
https://www.wudangzixiao.com/english/articles/taoism-and-sword/